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Orchideen – und was sie uns erzählen ...

Orchideen waren der Ursprung unserer Firmengeschichte, die Ende der 50`er Jahre mit der Orchideensammlung von Kuno Krieger begann. Daher möchten wir dieses Thema an dieser Stelle einmal aufgreifen und dieser fazinierende Pflanzengattung eine eigene Seite gönnen.

Schönheit und Eleganz

„Bücher von Duft und Schönheit“ - unter diesem Titel erschien einst im fernen China ein Buch, das sich der Pflege einer schon damals hochgeschätzten Pflanze widmete - der Orchidee. Aber bereits weit früher, um das Jahr 500 vor Christus, rühmte der bekannte chinesischen Philosoph Konfuzius die Orchidee und erfreute sich an ihrem Duft. Im Jahre 300 nach Christus entdeckte ein Minister des chinesischen Reiches seine Liebe zu den Orchideen und verfasste eine wissenschaftliche Abhandlung über zwei Orchideen, die man als Cymbidium ensifolieum und Dendrobium moniliforme identifizieren konnte. Im Chinesischen wird die Orchidee mit dem Schriftzeichen "Lan" bezeichnet. Es steht für Reinheit, Liebe, Eleganz, Anmut, Schönheit und Vollkommenheit. Orchideen zählten zu den vier edelsten Gartenpflanzen der Tang Dynastie (628 - 904 n.Chr.) und erfreuten die mächtigen des Landes.

"Die Orchideenkultur des Herrn Wong" lautet eines der Kapitel des eingangs erwähnten Buches „Bücher von Duft und Schönheit“, das irgendwann zwischen 960 und 1279 nach Christus herausgegeben wurde. Hier hören wir Erstaunliches über die Pflege der Orchideen. So solle man die Pflanzen zum Schutz vor kalten Bodenwinden auf einem erhöhtem, windgeschütztem Standort kultivieren, man stelle ihnen ausreichend Licht zur Verfügung und topfe sie in geeigneten Pflanzstoff. Zum Umpflanzen zerschlage man den vorhandenen Topf, um die Wurzeln und Neutriebe nicht zu zerstören und gebe dem neuen Topf eine gute Drainage bei. Dünger reiche man regelmäßig und zum richtigen Zeitpunkt. Als eine für Orchideen sehr geeignete Düngung galt damals vergorenes Fischfleisch, welches in geklärtem Schlammwasser aufgelöst werden sollte – ein Vorläufer der heute als Orchideendünger genutzten "Fischemulsion".

Aufgrund ihrer Beliebtheit bei den Vornehmsten des Landes fand sich die Orchidee, besonders die Cymbidie, häufig als Motiv in Poesie und Malerei. "Ich male im Frohsinn die Orchidee und im Zorn den Bambus" - so äußerte sich ein bekannter chinesischer Malermönch des 13. Jahrhunderts.

Entsprechend ihrer Beliebtheit gab man den Orchideen wohlklingende Namen wie Duftende Blume, Fingernagel der Fee oder Bergkoralle.

Wenngleich China als das Zentrum der ostasiatischen Orchideenkultur galt, war die Pflanze auch im Nachbarland Japan sehr beliebt. Der Kaiser höchstpersönlich verfasste 1772 ein Orchideenbuch, dass allerdings in chinesischer Sprache erschien.

Vanille Pflanze im Gewächshaus

Aroma und Magie

In Südamerika, der Heimat vieler Orchideengattungen, hegte man ebenfalls Orchideen. Die Azteken nannten sie "Tzacutli". Da den Azteken die Schlange heilig war und sie ihnen magische Kräfte zuschrieben, pflanzten sie in den Tempelgärten besonders gern die "Coatzontecomax-Ochitl", Stanhopea-Arten, deren Blüten den Betrachter an Schlangenköpfe erinnern. Besonders beliebt war aber auch die "Tlilx-Ochitl", die Schwarze Blume. Als Gewürz und Zahlungsmittel fand diese Pflanze bei den südamerikanischen Völkern reiche Verwendung. Uns in Europa ist diese Pflanze besser bekannt unter dem botanischen Namen Vanilla planifolia. In der Küche benutzten wir sie besonders gern unter dem Handelsnamen "Bourbon - Vanille". Dieser Name bezieht sich auf die Insel Bourbon, auf der man besonders würzige Vanille produziert. Über 1500 Tonnen dieses edlen Gewürzes werden jährlich weltweit geerntet. Eine Stange Bourbon - Vanille ist im Handel bekanntlich recht teuer. Doch der Geschmack echter Vanille konnte bis heute durch kein künstliches Aroma ersetzt werden.

Wahrheit und Phantasie

Wenngleich in tropischen Ländern die Blüten der Orchideenarten sich weitaus größer, beeindruckender und in reicherer Artenzahl zeigen, so treffen wir doch auch in Europa und Kleinasien auf eine Vielzahl interessanter Orchideenarten. Hier finden sich vorwiegend Erdorchideen wie die zahlreichen Orchis- und Ophrys -Arten. Wie in China befassten sich auch die Wissenschaftler der Antike schon früh mit den Orchideen. Theophrast von Lesbos (372 - 289 v.Chr.), der als Begründer der wissenschaftlichen Disziplin der Botanik im antiken Kulturkreis gilt, erwähnt sie in seinem Buch "Historia plantarum" („Die Geschichte der Pflanzen“). Hier stoßen wir auch zum ersten Mal auf die Bezeichnung, die der ganzen Familie den Namen gegeben hat - Orchis. Orchis, was soviel wie Hoden bedeutet, bezieht sich auf die Form der zwei charakteristischen, ungleich großen unterirdischen Knollen. Aufgrund der Form dieser Knollen pflegte man sie gemahlen als Aphrodisiakum zu nutzen. Doch die Wirkung beruhte wohl eher auf einer anregenden Einbildung. Und auch die Vorstellung, dass durch den Genus der jeweils größeren oder kleineren Knolle ein Junge oder ein Mädchen zur Welt gebracht werden könne beruhte wohl eher auf zufälligen Ergebnissen. Dioscurides von Kilikien beschrieb in seinen botanischen Schriften vier Orchideenarten. Wichtiger jedoch als die wissenschaftliche Unterscheidung verschiedener Arten war den Wissenschaftlern der Antike die Verwendung von Pflanzen als Heilmittel. Zu den reinen Beschreibungen der Pflanzen gesellten sich alsbald auch zeichnerische Darstellungen, um eine eventuell gefährliche Verwechslung von zu vermeiden. So ist in einer Abschrift des Dioscurides aus dem 7. Jh. n.Chr. eine äußerst präzise, farbige Abbildung erhalten geblieben. Die abgebildete Orchidee wird "Satyrion" genannt, da die Blütenform den Satyrnen ähnelt.

Bis in die Klostergärten des Mittelalters zieht sich die Tradition, Orchideen als Heilpflanzen anzubauen. Und wer einmal an neblig - kalten Wintertagen durch Istanbul streift, bekommt dort auch heute noch allerorten ein Getränk namens „Salep“ angeboten. Es besteht aus in Milch aufgelöstem Pulver der Orchis-Knollen. Dieses Getränk wird geschätzt wegen seiner heilenden Kräfte gegen Erkältungs- und Magenkrankheiten.

Die meisten Orchideen begeistern den Betrachter durch die Schönheit ihrer Blüten. Der Dichter Maeterling allerdings schaute sich die Blüte der Bocksriemenzunge näher an und kam zu folgender Beschreibung: "... von Anfang an mit bronzefarbenen Furunkeln, mit Merowingerbärten und übel aussehenden lila Beulen bedeckt, und verlängert sich endlos, toll und unwahrscheinlich in Gestalt eines schraubenzieherartigen Bandes von der Farbe einer Wasserleiche.

Botanische Sonderlinge

Gegenüber den Wissenschaftlern der Antike, die vier Orchideenarten beschrieben, unterschieden europäische Botaniker des 16. Jahrhunderts bereits über 60 einheimische Arten. Schier überwältigt waren sie dann aber, als sie mit den europäischen Eroberern Südamerikas in die endlosen Dschungelgebiete vordrangen und den unglaublichen Artenreichtum der tropischen, überaus prachtvollen, großblütigen und teils wundersam geformten Orchideenarten entdeckten. Erst im Laufe der Zeit sollten die Botaniker feststellen, dass die Orchideen zu den artenreichsten Pflanzenfamilien gehören.

Dabei sind die Orchideen erst 65 Millionen Jahre alt und erst seit 30 Millionen Jahren besteht die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen wie wir sie heute kennen. Das mag dem ein oder anderen recht alt erscheinen. Aber Palmen z.B. existieren schon seit mehr als 150 Millionen. Jahren. Erdgeschichtlich betrachtet gehört die Familie der Orchidaceae somit in gewisser Weise zu den Teenagern der Pflanzenwelt. Ist dies vielleicht der Grund für ihre viel gerühmte Schönheit? Und für ihre Eitelkeit? Nahezu jede Orchideenart wird von ihrem "persönlichen" Insekt, meist einem Schmetterling, hofiert. Diesen individuellen Betreuern obliegt die ordnungsgemäße Bestäubung der oft sehr kompliziert gestalteten Orchideenblüten. Je nach Blütenform muss der bestäubende Schmetterling einen entsprechend gestalteten Rüssel besitzen. Diese Tatsache war auch dem berühmten Naturwissenschaftler Charles Darwin bekannt. Er suchte lange Zeit nach dem passenden Insekt, dem es wohl möglich sei, Nektar aus dem 35 cm langen Sporn der Angraeceum sesquipedale zu saugen. Er fand keines und vermutete daher, dass es sich dabei um einen bislang unbekannten langrüsseligen Nachtschmetterling handeln müsse. Später entdeckte man in der Tat diesen Nachtschwärmer mit einem ungewöhnlich langen Rüssel und man nannte ihn zu Ehren Charles Darwins Xantopan morgani praedicta, "Der vorhergesagte Schmetterling".

Botanische Sonderlinge

Gegenüber den Wissenschaftlern der Antike, die vier Orchideenarten beschrieben, unterschieden europäische Botaniker des 16. Jahrhunderts bereits über 60 einheimische Arten. Schier überwältigt waren sie dann aber, als sie mit den europäischen Eroberern Südamerikas in die endlosen Dschungelgebiete vordrangen und den unglaublichen Artenreichtum der tropischen, überaus prachtvollen, großblütigen und teils wundersam geformten Orchideenarten entdeckten. Erst im Laufe der Zeit sollten die Botaniker feststellen, dass die Orchideen zu den artenreichsten Pflanzenfamilien gehören.

Dabei sind die Orchideen erst 65 Millionen Jahre alt und erst seit 30 Millionen Jahren besteht die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen wie wir sie heute kennen. Das mag dem ein oder anderen recht alt erscheinen. Aber Palmen z.B. existieren schon seit mehr als 150 Millionen. Jahren. Erdgeschichtlich betrachtet gehört die Familie der Orchidaceae somit in gewisser Weise zu den Teenagern der Pflanzenwelt. Ist dies vielleicht der Grund für ihre viel gerühmte Schönheit? Und für ihre Eitelkeit? Nahezu jede Orchideenart wird von ihrem "persönlichen" Insekt, meist einem Schmetterling, hofiert. Diesen individuellen Betreuern obliegt die ordnungsgemäße Bestäubung der oft sehr kompliziert gestalteten Orchideenblüten.

Je nach Blütenform muss der bestäubende Schmetterling einen entsprechend gestalteten Rüssel besitzen. Diese Tatsache war auch dem berühmten Naturwissenschaftler Charles Darwin bekannt. Er suchte lange Zeit nach dem passenden Insekt, dem es wohl möglich sei, Nektar aus dem 35 cm langen Sporn der Angraeceum sesquipedale zu saugen. Er fand keines und vermutete daher, dass es sich dabei um einen bislang unbekannten langrüsseligen Nachtschmetterling handeln müsse. Später entdeckte man in der Tat diesen Nachtschwärmer mit einem ungewöhnlich langen Rüssel und man nannte ihn zu Ehren Charles Darwins Xantopan morgani praedicta, "Der vorhergesagte Schmetterling".

Evolution live

Wie die ersten Orchideen aussahen, weiß man nicht. Nur, dass sie außerordentlich anpassungsfähige Gewächse sind und sich wohl nicht zuletzt deshalb nahezu über die ganze Welt verbreiten konnten. Auf allen Kontinenten und in den unterschiedlichsten Klimazonen sind Orchideen anzutreffen. In fast 30 000 natürlich vorkommenden Arten verteilen sie sich nahezu über alle Klimazonen. Von tropisch heißen Gebieten bis in Gebirgslagen von über 3000 Metern finden sie ihr Auskommen. Sie wachsen auf den höchsten Bäumen und unsichtbar unter der Erde. Und immer wieder entdeckt man in unzugänglichen Landschaften neue Arten. Als junge Pflanzenfamilie verfügen die Orchideen auch über die Fähigkeit zwischen verschieden Arten und sogar zwischen unterschiedlichen Gattungen Kreuzungen einzugehen, so dass immer noch neue Arten auf natürlichem Wege entstehen sg. Naturhybriden. Hier kann man sozusagen die Vorgänge der Evolution live verfolgen. Die Eigenschaft der Artenkreuzung wurde früh erkannt und von den Pionieren der Orchideenzüchter zur Kreation immer neuer Arten genutzt. An die 100.000 Hybriden entstanden so im Laufe der Zeit.

Botanische Wunderkinder

Und noch einige Eigenschaften versetzten die Orchideen in die Lage zu einer der artenreichsten Pflanzenfamilie zu avancieren. Nicht nur an die unterschiedlichsten Temperaturverhältnisse kann sie sich anpassen, sondern auch an sonstige Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit, Nahrungs- und Wasserangebot. Ob in der Erde (terrestrisch), auf Bäumen (epiphytisch) oder Steinen (lithophytisch) oder auf toter, organischer Substanz (saprophytisch), äußerst vielfältig sind die Lebensräume der Orchideen.

Mit kräftigen Wurzeln halten sie sich auf den höchsten Bäumen des Urwaldes oder in den kleinsten Felsspalten. Ihren Wasserbedarf können sie schon durch geringste Mengen an Tau oder Nebel, der durch Luftwurzeln aufgenommen wird, decken. Zeitlich begrenzten Wassermangel gleichen sie mit Speicherorganen wie Pseudobulben, dickfleischigen Blättern oder Wurzeln aus.

Vielleicht ist es diese unvergleichliche Vielfalt und der komplexe Pflanzenaufbau, die der Orchidee den Ruf einer kompliziert zu kultivierenden Pflanze eingebracht haben, die für den "normalen Blumenfreund" zur Kultur nicht geeignet sei. Dabei garantiert gerade diese Vielfältigkeit eine geeignete Pflanze für diverse Gegebenheiten. Gewächshaus, Wintergarten und nicht zuletzt die Fensterbank sind zur Kultur von Orchideen bestens geeignet. Auf die Auswahl der geeigneten Arten kommt es dabei an. Lichtverhältnisse, Temperaturen und Feuchtebedarf sind zu beachten. Dann jedoch kann man durchaus beachtliche Erfolge auch auf der Fensterbank erzielen. Eines allerdings kann der Orchideenliebhaber im Allgemeinen mit der Orchidee nicht: ihm gefällige Pflanzen durch Samen einfach vermehren. Das bleibt nach wie vor Spezialgärtnereien überlassen, die sich teils schon seit mehreren Generationen mit der Kultur und Züchtung von Orchideen befassen.

Wanderer wider Willen

Die erste tropische Orchideenblüte, die in Europa blühte, eine Brassavola nodosa aus Südamerika, bewunderte man 1615 in Holland. Die bedeutendste Rolle bei der Kultur und Einfuhr tropischer Orchideen spielte jedoch schon bald das Königreich England. Seit 1600 gründeten die neuen entstandenen Kolonialmächte große Handelsorganisationen, z.B. die "Ostindien - Kompanie", die sich die wirtschaftlichen Ausbeutung der neu "entdeckten" Länder Südamerikas, Afrikas und Asiens zur Aufgabe gemacht hatten. Im Zuge dieser Handelsaktivitäten kamen zahlreiche Orchideen in die botanischen Gärten und später auch in die privaten Gärtnereien Englands. Besonders der botanische Garten von London kultivierte bald zahlreiche Orchideenarten und erforschte ihre Lebensweise. Die Wissenschaftler waren oft mehr beeindruckt von der epiphytischen Lebensweise der Orchideen, als von den Blüten, denn solche botanischen Kuriositäten kannte man aus der einheimischen Pflanzenwelt kaum. Private Pflanzenliebhaber schätzten besonders die Blüten der Orchideen. Mit den seltenen und schwer zu erhaltenden Orchideen konnten sie auf beeindruckende Weise ihre prestigeträchtigen, teils recht umfangreichen und wertvollen Sammlungen bereichern. Dafür waren sie bereit, Unsummen auf den Tisch der Auktionshäuser zu legen, die zur Pionierzeit des Orchideenhandels mit dem Vertrieb der Pflanzen Geld verdienten. Noch 1903 soll ein englischer Orchideenliebhaber 20.000 Goldmark für eine bestimmte Odontoglossum - Art hingeblättert haben. Diejenigen, die es sich leisten konnten oder die mit Orchideen ihr Geld verdienen wollten, schickten eigene Sammler auf die abenteuerlichen Sammelreisen in die ganze Welt. Vor allem in der frühen Sammelzeit, als die Transportmethoden nicht ausgereift und die Segelschiffe Monate für die Heimreise benötigten, wurden durch die Sammler gigantische Mengen von Orchideen "geerntet", die jedoch nur zu einem geringen Prozentsatz ihren Bestimmungsort lebend erreichten.

Berühmte Orchideengärtnereien entstanden in dieser Zeit, die recht schnell ihr Sortiment aber auch ihre Kenntnisse über Orchideen beträchtlich erweiterten. Es war nur konsequent, daß man nun auch die wertvollen Pflanzen, die man besaß, reproduzieren wollte oder auch durch neue Kreuzungen auf sich aufmerksam machen wollte. Veitch und Sander in England, Makoy in Belgien, Nicolai und Hennis in Deutschland sind mit die bekanntesten Orchideengärtnereien des 19. Jahrhunderts, die z.T. noch heute bestehen. Dem Obergärtner der Firma Veitch, John Dominy, gelang 1856 die erste künstlich herbeigeführte Orchideenkreuzung - mit Unterstützung eines Chirurgen. Insgesamt schuf er 25 Kreuzungen. Sein Nachfolger John Seden kam schon auf über 500 Hybriden. Kreuzen und Züchten von Orchideen war auch für Fachleute nicht einfach. Neben der Auswahl geeigneter Mutterpflanzen war besonders die Aufzucht der Sämlinge überaus schwierig. Wir werden später sehen warum.

Orchideennamen erzählen

Die Namen zahlreicher Orchideen können uns heute noch einiges aus der Pionierzeit der Orchideenkultur berichten. Die Art Masdevallia veitchiana z.B. wurde von einem Sammler der Firma Veitch entdeckt und in diesem Betrieb zum erstem Mal erfolgreich kultiviert. Die Gattung Masdevallia selbst wurde nach dem spanischen Arzt und Botaniker Jose Masdevall benannt.

Für den Orchideenzüchter der Gärtnerei F. C. Sander war der Gärtnergeselle Benedict Roezl aus Prag in der ganzen Welt unterwegs. Roezl hatte durch einen Unfall einen Arm verloren. Trotzdem war er ständig auf Reisen und entdeckte über 800 neue Arten und Gattungen. Damit gilt er als einer der erfolgreichsten Orchideensammler aller Zeiten. Eine von ihm entdeckte Miltonia, die der Gärtner Sander dem englischen Orchideenliebhaber Sir Henry Schroeder zukommen ließ, die Miltonia roezlii `Baron Schroeder´, erinnert an Roezl.

Auch die Damen der besseren Gesellschaft betätigten sich recht erfolgreich als Orchideenliebhaberinnen. So gelang es einer gewissen Lady Acland aus Exeter zum ersten Mal, die dann nach ihr benannte Cattleya aclandiae zum Blühen zu bringen.

Zufälle über Zufälle

Eine längere Geschichte rankt sich um die Cattleya. Glück und Zufall bestimmten ihre Geschichte. Um das Jahr 1818 erhielt der englische Orchideengärtner William Cattley eine Pflanzensendung seines Sammlers William Swainson aus Brasilien. Diese Sendung soll zum Schutz des Inhaltes pflanzliches Verpackungsmaterial enthalten haben. Aus Neugier soll Cattley einige dieser unansehnlichen Gewächse in eine Ecke seines Gewächshauses gepflanzt haben. Er staunte nicht schlecht, als einige Monate später die prachtvollen und herrlich duftenden Blüten der Cattleya daraus hervorkamen. So zumindest erzählt man es. William Cattley erkannte schnell, dass er mit dieser Pflanze einen großen Fisch gefangen hatte und er bemühte sich um weitere Pflanzen. Doch der Sammler Swainson hatte die Cattleya zwar entdeckt, doch sorgte er kurioser Weise auch für deren Verschwinden. Irgendwie hatte er „vergessen“, den Standort der Pflanze bekannt zu machen und war inzwischen unauffindbar nach Neuseeland entschwunden. So schickten alle größeren Orchideengärtnereien aus England, Frankreich und Belgien zwischen 1830 und 1880 ihre besten Sammler nach Brasilien, um die Cattleya wiederzufinden. Da sie jedoch alle einer falschen Fährte folgten und die Pflanze in der Nähe von Rio de Janeiro suchten, blieben sie erfolglos. Swainson war zwar auch in Rio gewesen, aber angekommen war er in einer Stadt namens Recife. Das hatte er sogar in einem Reisebericht festgehalten. Es ist naheliegend, dass er also auch an seinem Ankunftsort nach Orchideen gesucht hatte.

Dem Zufall war es dann zu verdanken, dass die Pflanze schließlich wiederentdeckt wurde. Der Direktor des Paris Naturkundemuseums hatte einen Sammler nach Brasilien geschickt, um seltene Insekten zu sammeln. Da der Sammler wusste, dass sein Auftraggeber eine kleine Orchideensammlung als Hobby betrieb, sandte er ihm auch 50 Orchideenpflanzen, die er in Pernambuco gefunden hatte. Der Zufall wollte es, dass 1889 Frederick Sander von der bekannten englischen Orchideengärtnerei Sander den französischen Museumsdirektor Ms. Moreau gerade zu dem Zeitpunkt besuchte, als die Cattleya in Blüte stand. Sofort erkannte Sander die „verschwundene“ Pflanze wieder und erhielt auch nähere Informationen über den Standort, da Mis. Moreau kein kommerzielles Interesse an den Orchideen hegte. Im folgenden wurde die Ruhe, die Pflanzen bisher in der Abgeschiedenheit des Urwaldes in Pernambuco genossen jäh zerstört. Tausende von Pflanzen wurden exportiert und die Cattleya wurde eine der beliebtesten Orchideen ihrer Zeit.

Vermehrung

Heute werden Millionen von Orchideen als Topf- und Schnittblumen in europäischen, besonders holländischen, Gärtnereien vermehrt. Bis man jedoch die geeigneten Methoden herausfand, waren einige Schwierigkeiten zu überwinden.

Zwar gelang es schon bald nach der Einführung der ersten Orchideen nach Europa, die Pflanzen zu kultivieren und eine gewisse Zeit am Leben zu erhalten, doch der Erfolg von Orchideenaussaaten blieb bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts eher dem Zufall überlassen. Man wusste bereits um die Bedeutung der Insekten bei der Bestäubung der Blüten und entwickelte entsprechende Verfahren, um die Blüten von Hand zu bestäuben. Die Samenkapseln reiften auch gut heran, doch wie viel Mühe man sich auch mit der Aussaat gab, bedeutende Erfolge erzielte man nicht. An der Menge der Samen konnte es auf jeden Fall nicht liegen. Wie in jüngerer Zeit Astronomen der Sternwarte Greenwich mit Hilfe ihrer technischen Hilfsmittel herausfanden, ist die Menge der in einer Samenkapsel ausgezählten Körner wahrhaft astronomisch. 4 Millionen Körner zählten sie in einer Kapsel. 500.000 solcher Körner wären notwendig, um das Gewicht von 1 Gramm Samen zu ergeben. Es gibt keine Pflanze auf der Welt, die kleinere Samenkörner als die Orchidee hat.

Nicht ohne meine Pilze ...

Aber erst 1899 konnte der französische Forscher Noel Bernard das Geheimnis der erfolgreichen Vermehrung der Orchideen durch Samen - eher zufällig - lüften. Eine zu spät geerntete Samenkapsel war umgeknickt und mit einem dichten Pilzmycel umgeben. Trotzdem gelang die Aussaat hervorragend. Das winzige Samenkorn der Orchidee benötigt nämlich als Ersatz für fehlendes Nährgewebe unbedingt die Verdauungsprodukte bestimmter Pilze und auch die heranwachsenden Jungpflanzen profitieren noch von diesen Stoffen. Allerdings nützte diese Erkenntnis den Orchideengärtnern seiner Zeit noch recht wenig, da die entsprechenden Pilze nicht bekannt waren oder in der Praxis nicht kultiviert werden konnten.

Doch einige Jahre später sorgte der amerikanische Forscher Lewis Knudson für die Revolution in der Orchideenaussaat. Er bereitete eine Art "Aussaat-Pudding" zu, bestehend aus Zucker, Meeresalgen-Gelantine, Nährstoffen und Wasser. Auf diese Nährlösung wurden die Samen im Labor keimfrei in Flaschen aussgesät.

Für den Orchideengärtner und auch für den Amateurzüchter gab es jetzt kein Halten mehr. Hunderte von Kreuzungen entstanden nun jährlich – bis heute über 100.000 Kreuzungen. Nur dem schon erwähnten Gärtner Frederik C. Sander ist es zu verdanken, daß die Übersicht gewahrt blieb. Er registrierte seit 1901 alle neuen Hybriden in der "Sander´s List of Orchid Hybrids", die bis heute durch die Königliche Gartenbaugesellschaft von England fortgeführt wird.

In jüngerer Zeit nutzte man vor allem in Europa die Kenntnisse über die Zellteilung zur Entwicklung einer neuen Vermehrungsmethode, der s.g. Meristemvermehrung. So können Pflanzen vollkommen identisch 1000-fach „vervielfältigt“ werden.

Nach Entdeckung dieser neuen Technik hat sich schnell eine regelrechte Orchideen-Industrie entwickelt. Die Vielfalt der Arten, die einst die Orchideenliebhaber erfreuten, scheint bei der Massenproduktion auf der Strecke zu bleiben. Die große Nachfrage als Schnittblume oder für den schnellen Verkauf in Blumenläden, Kaufhäusern oder Gartencentern hat einer Großproduktion weniger Standardsorten hervorgerufen, die in Vermehrungsfabriken nach Bedarf produziert werden. Es gibt Gärtnereien, die jährlich 15 Mio. Orchideenjungpflanzen heranziehen.

Orchideensammlung von Kuno Krieger

Gärtnereien

Wer sich jedoch ein wenig Zeit nimmt, der findet auch heute noch die kleinen Spezialgärtnereien mit einem breiten Bestand an interessanten Pflanzen und eigenen Züchtungen. Es ist eine wahre Lust durch die Gewächshäuser zu streifen und immer wieder neue Formen und Farben zu entdecken. Und getrost kann man sich die ein oder andere Pflanze mit nach Hause nehmen, denn man erhält hier auch gleich alle notwendigen Ratschläge zur Pflege dieser eigenwilligen Geschöpfe – direkt vom Fachmann. Phalaeonopsis, Frauenschuh, Masdevallien, Calanthen und manche andere Orchideen lohnen die Mühe mit ungewöhnlicher Blütenpracht.

Text und Copyright: Karla Krieger