Stauden für den Garten kann man im Gewächshaus auch selbst vermehren
Agastache aus eigener Ansaat
Lavendel aus eigner Stecklingsvermehrung
Die Anzucht von Stauden im Gewächshaus
Nicht nur Gemüse und Kräuter sind im Gewächshaus gut untergebracht. Ein sehr vielseitiges und interessantes Thema ist die Staudenanzucht.
Unter dem botanischen Begriff „Stauden“ versteht man krautige Gewächse, die jedes Jahr im Frühjahr neu austreiben und zumeist im Winter oberirdisch zurückfrieren. Sie werden daher als ausdauernde (perennierende) Pflanzen bezeichnet. Zu den ausdauernden Pflanzen werden Gräser, Farne, Sumpf- und Wasserpflanzen, aber auch Zwiebel- und Knollengewächse gezählt. Ihre Vielfalt ist sehr groß, spezialisierte Staudengärtnereien und Samenhändler haben stark abweichende Sortimente aus aller Welt. Supermärkte, Baumärkte u.ä. hingegen bieten meist sehr kleine „Standard-Sortimente“ an, welche nicht zwangsläufig in Standortansprüchen, Wuchshöhe, Farbe, Ausbreitungsdrang usw. zusammenpassen. In einem Gewächshaus hat der ambitionierte Gärtner die Möglichkeit aus dem Vollen zu schöpfen, preiswert Gartenstauden zu vervielfachen oder ganz neue Pflanzen anzuziehen. Einmal angezogen können sie dann dauerhaft im Garten ausgepflanzt oder als dekorative Unterpflanzung von Kübelpflanzen verwendet werden.
Standort:
Bevor man zur Anzucht oder gar Pflanzung schreitet, steht die Auswahl der Pflanzen an. Natürlich sind persönliche Vorlieben für Form, Farbe, Duft, etc. zu berücksichtigen, ebenso gestalterisch relevante Aspekte, wie Pflanzenhöhe und –breite, Blütezeitpunkt und –dauer und Laubform.
Für ein gesundes, kräftiges Wachstum der Pflanze sollten vor allem der Lichteinfall (ganztätig Schatten, Halbschatten, Sonne), die Größe der freien Stelle und der Boden (schwer-feucht, locker-humos, leicht-trocken) des geplanten Standortes zu den Bedürfnissen der Pflanze passen. Um die Standortwahl zu erleichtern, werden Stauden zusammengefasst 7-14 verschiedenen „Lebensbereichen“ zugeordnet: Lebensbereich Gehölz, Gehölzrand, Freiflächen (Heide, Steppe, Wildstauden/ Blumenwiese), Steinanlagen, Alpinum, Beet („Prachtstauden“), Wasserrand, Wasser. Entweder wählt man für einen speziellen Standort die passenden Pflanzen aus oder sucht bzw. schafft für seine Wunschkandidaten die richtige Stelle.
Anzucht:
Bei der Anzucht gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten:
- Vegetative Vermehrung über Stecklinge und Teilung (sowie Ausläufer u.ä.)
- Generative Vermehrung durch Aussaat
Es gibt verschiedene Formen der Stecklingsvermehrung. Ihnen allen ist gemein, dass von einer möglichst gut entwickelten „Mutterpflanze“ Teile abgeschnitten und in ein nährstoffarmes, feuchtes Substrat gesteckt werden. Bei Temperaturen von um 20 °C bilden sich neue Wurzeln aus. Der bewurzelte Steckling wird kühler gestellt und in ein nährstoffreicheres Substrat getopft. Unterschieden werden u.a. Basalstecklinge (= "von der Basis") z.B. bei Lupinen und Rittersporn, Wurzelstecklinge und die typischen Kopfstecklinge. Für die Kopfstecklinge wird einfach die Spitze eines längeren Triebs der Mutterpflanze abgeschnitten (5 bis 15cm) und die unteren Blätter entfernt. Die Bewurzelung benötigt ca. 14 bis 30 Tage. Bei Wurzelstecklingen wird im Herbst oder Winter maximal ein Drittel des Wurzelvolumens der Mutterpflanze freigelegt und abgeschnitten. Die Wurzelstücke werden auf 5 bis 10cm geschnitten, je dünner, umso länger. Das untere Ende anspitzen, dann vollständig in feuchte Vermehrungserde stecken und mit 1cm leichtem Kies abdecken. Hier zeigt sich der Neuaustrieb erst im Frühjahr.
Bei der Teilung wird der gesamte Wurzelballen im Herbst oder Vorfrühling ausgegraben und mittels Spaten in mehrere Stücke aufgespalten. Diese bekommen sofort einen neuen Standort in Garten oder Topf. Der Wurzelballen muss feucht und geschützt gehalten werden bis er vollständig eingewachsen ist. Diesen Vorgang wiederholt man alle 2 – 4 Jahre, so bleiben die Stauden kompakt und blühfreudig.
Stauden aussäen entspricht vom Vorgang her in weiten Teilen der Aussaat von Sommerblumen. Ihr Temperaturanspruch ist in der Regel jedoch deutlich geringer, 10 bis 20°C je nach Art reichen zur Keimung aus. Allerdings keimen perennierende Pflanzen häufig unwilliger als Sommerblumen und die Keimphase dauert länger. Es lohnt sich also etwas dichter zu säen und überzählige Keimlinge zu entfernen. Auch gibt es einige Gattungen, die nicht gerne verpflanzt und folglich auch nicht pikiert werden. Daher sät man sie direkt in nährstoffreiches Substrat. Daneben gibt es noch ein paar Sonderfälle:
Kaltkeimer – fälschlicher Weise oft als „Frostkeimer“ bezeichnet –benötigen tiefe Temperaturen, um ihren Wachstumszyklus zu beginnen. Dazu zählen Aconitum (Eisenhut), Bergenia (Bergenie), Cimicifuga (Silberkerze), Dicentra (Tränendes Herz), Dictamnus (Diptam), Gentiana (Enzian), Helleborus (Christrose), Heuchera, Iris, Paeonia (Pfingstrose), Primula, Saxifraga (Steinbrech) und Trollius (Trollblume). Bei ihnen heißt es: Im November/ Dezember aussäen, den Samen im feuchten Substrat quellen lassen, dann die Außentemperaturen mehrere Wochen einwirken lassen (2° bis 8°C reichen schon als Minimum), im Februar ins Gewächshaus holen und bei 10 - 15°C aufstellen, nach der Keimung/ dem Pikieren ruhig wieder kühler. Dieser Vorgang wird als "Stratifikation" bezeichnet.
Während ausgesprochene Lichtkeimer und ganz feine Samen nicht mit Erde, sondern höchstens mit lichtdurchlässigen Kunststoffhauben oder Vliesen bedeckt werden, keimen Rittersporn, Enzian, Schleierkraut, Christrosen, Judassilberling, Lupinen, Vergissmeinnicht, Elatiorprimeln, Trollblume und Veilchen gerade in der Dunkelheit besonders gut. Schwarze Folie oder festes Packpapier fungieren als „Sonnenschirm.“
Eine Auswahl: Tabelle zur Staudenvermehrung