Aufmerksamkeit ist das A&O beim Pflanzenschutz


Schildläuse sind ausgesprochen hartnäckige Plagegeister

Natürliche Zusammenhänge sind interessant zu beobachten
Pflanzenschutz im Gewächshaus ohne Pflanzenschutzmittel?
Teil 1: Grundlagen
In professionellen Gärtnereien kommt man um Pflanzenschutz im Gewächshaus kaum herum: Ob es sich um eine Bio oder eine herkömmliche Gärtnerei handelt, unterscheidet sich hauptsächlich durch die Wahl der Mittel und deren Einsatzweise.
In Privatgärten kann das anders aussehen. Mit viel Beobachtung, Einfühlungsvermögen, gesundem Menschenverstand und der zur richtigen Zeit genutzten Fähigkeit auch einmal radikal durchzugreifen, lässt sich die Anwendung selbst von biologischen Mitteln auf ein Minimum reduzieren oder, je nach Garten, ganz vermeiden. 70 bis 80 Prozent der am meisten verbreiteten Schädlinge können mit wenigen sehr einfachen Tricks selbst dann zurückgedrängt werden, wenn der Gärtner im Anblick eines plötzlich entdeckten Kleintierzoos bereits in Panik verfallen ist.
Dieser erste Teil zum Thema Pflanzenschutz fokussiert sich auf Grundlagen, die dem erfahrenen Gärtner teilweise bekannt sind, während der zweite Teil den Blick auf einige weiterführende Details lenkt.
An Sorgfalt führt beim Pflanzenschutz kein Weg vorbei
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es muss nicht zwangsläufig etwas dagegen sprechen zum richtigen Zeitpunkt ein sorgfältig gewähltes Pflanzenschutzmittel einzusetzen, um einer bereits vorhandenen Schädlingspopulation möglichst schnell den Garaus zu machen. In diesem Fall sollte, egal, ob es sich um ein chemisch- synthetisches oder ein biologisches Mittel handelt, eine vollständige Behandlung erfolgen. Wer sich nach dem ersten Spritzgang denkt „ach, das sieht ja schon wieder ganz gut aus“ und den auf der Gebrauchsanweisung empfohlenen zweiten oder dritten Spritzgang wegfallen lässt, läuft Gefahr nicht nur Eier oder andere Überdauerungsformen der Schädlinge am Leben zu lassen sondern, je nach Mittel, sogar eine Resistenz des Schädlings gegen das angewendete Mittel zu begünstigen.
Über die sachgerechte und geschickte Technik bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln lässt sich viel schreiben, wobei viele dieser Informationen in entsprechenden Büchern, im Internet oder beim Verkaufspersonal für Pflanzenschutzmittel zu finden sind. Immer ist es unbedingt erforderlich sich an die Gebrauchsanweisung zu halten und Warnhinweise sowie Zulassungsvorschriften zu beachten. Achten Sie auf eine fachkundige Beratung wenn Sie ein Pflanzenschutzmittel erwerben.
Wichtige Schritte zur Wiederherstellung der Gesundheit Ihrer Pflanzen:
- Schädling bzw. Erkrankung eindeutig identifizieren
- Gezielte Maßnahmen ergreifen
- Sorgfältig vorgehen und am Ball bleiben
Sollte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unbedingt nötig sein:
- Nur für die jeweilige Art zugelassene Pflanzenschutzmittel verwenden
- Die richtige Dosierung beachten
- Alle Anwendungs- und Sicherheitsvorschriften beachten
An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob es für einen Hobbygärtner nicht eine interessante Herausforderung sein könnte gar keine Mittel kaufen zu müssen. Dafür wird viel individuelle Erfahrung notwendig sein: beim ersten Anlauf geht in der Regel irgendetwas schief oder es kostet mehr Zeit und Arbeit als man sich erhofft hatte. Die am jeweiligen Standort tatsächlich funktionierenden und zeitsparenden Arbeitsweisen kristallisieren sich oft erst im Laufe der Praxiserfahrung heraus. Auf jeden Fall wird es erforderlich sein sehr viel Aufmerksamkeit für die Pflanzen aufzubringen, was aber durchaus eine bereichernde Erfahrung ist.
Optimale Pflege ist der beste Schutz
Was im Grunde selbstverständlich sein sollte ist, dass die Gesundheit einer Pflanze von den Lebensbedingungen abhängt, die wir ihr schaffen: Der größte Teil der Insekten kann überhaupt nur dann Pflanzen angreifen, wenn die Pflanze bereits in irgendeiner Form geschwächt, also angreifbar ist.
Das Tomaten andere Ansprüche haben als Orchideen kann man sich natürlich denken. Aber wo genau liegen die Unterschiede?
Welche Lichtverhältnisse braucht die Pflanze? Welche Temperaturansprüche stellt sie? Sollte der Boden bzw. die Erde eher sauer oder kalkhaltig, eher wasserspeichernd oder schnell abtrocknend sein? Braucht sie viele oder wenige Nährstoffe? Sollte der PH-Wert im Boden eher hoch oder eher niedrig sein. Benötigt sie bestimmte Nährstoffe in größeren Mengen als andere Pflanzen?
Sich in die groben Ansprüche der zu kultivierende Pflanze einzuarbeiten muss hier vorausgesetzt werden. Interessant ist aber, dass es eine Menge nützlicher Sichtweisen und Methoden gibt, die man im Geschäft für Pflanzenschutzmittel gerade nicht erhält.
Eine erste Beobachtung in dieser Richtung ist, dass Pflanzen, die in Räumen gehalten werden und Schädlinge bekommen, manchmal wieder strahlend und schädlingsfrei aussehen wenn der Sommer naht und sie an einen geeigneten Platz im Freiland gestellt wurden. Was passiert hier? Selbstverständlich kann eine Pflanze die Sie in den Garten setzen z.B. mehr Licht bekommen und deswegen schon gesünder sein als in der Wohnung. Doch würde alleine das ausreichen, um vorhandene Schädlinge zu vertreiben? Manchmal ja, manchmal nein. Doch es gibt viele weitere Faktoren, die eine Rolle spielen.
Welche Besonderheiten hinsichtlich Pflanzenschutz gelten im Gewächshaus?
Besonders im Gewächshaus stellt sich die Frage: Was ist hier der große Unterschied zwischen einem Freilandstandort und dem Standort im Gewächshaus? Wie können wir die Freilandbedingungen, die z.B. eine tropische Orchidee oder eine Kübelpflanze aus dem Mittelmeerraum liebt, möglichst gut imitieren? Wie können wir Nützlinge, die uns helfen Schädlinge klein zu halten, unterstützen?
Wenn Sie ein Krieger Gewächshaus kaufen, lässt die Verglasung mit PLEXIGLAS® Alltop nicht nur das sichtbare Lichtspektrum passieren, sondern auch z.B. UV- Strahlung, die eine Rolle für die Immunabwehr und Schutzstoffe in den Blättern der Pflanze spielt. Vor allem in den lichtarmen Monaten im Jahr bietet die dauerhaft hohe Lichtdurchlässigkeit von PLEXIGLAS® unschlagbare Vorteile. Dabei eignet es sich wesentlich besser für die Pflanzen als Glas, vor allem weil durch die Lichtstreuung die Verbrennungsgefahr minimiert ist.
Ein weiterer Punkt, mit dem in jedem gut geplanten Gewächshaus ein möglichst natürlicher Lebensraum geschaffen wird, ist ein Luftumwälzer: Er imitiert den im Freiland auftretenden Wind, hilft Hitze- und Kältestau zu vermeiden und vermindert unter anderem durch die Bewegung der Luft die Gefahr für Pilzkrankheiten. In einem Krieger Gewächshaus sind immer großflächige Dach- und Seitenfenster verbaut, eine Grundvoraussetzung für den dringend notwendigen Luftwechsel.
Neben einer geeigneten Heizung und der Frage, ob im Winter Zusatzlicht notwendig ist, fehlt nun aber noch etwas, woran nicht ganz so standardmäßig gedacht wird: In der Natur gibt es Regen. Der Gärtner gibt sich mit einer Wassergabe in den Topf in der Regel zufrieden. In der Natur fällt der Regen aber zunächst auf die Blätter, spült alle Teile der Pflanze ab und rinnt erst dann nach unten.
Regen im Gewächshaus? Wozu soll das gut sein?
Die häufigsten an Pflanzen auftretende Schädlinge sind verschiedene Läuse (Blattlaus, Wolllaus, Schildlaus usw.), Spinnmilben und Wollläuse. Des weiteren machen auch Weiße Fliege und Thripse regelmäßig Probleme.
Insbesondere gegen die gefürchteten Spinnmilben zeigt sich manchmal kein chemisches oder biologisches Mittel so wirksam wie ein routinemäßiges morgendliches „Wettergott“ spielen. Ein aus einer Schlauchdüse oder zumindest einem Zerstäuber kommender Wasserstrahl- oder Nebel, der möglichst auch die Unterseiten der Blätter erreicht, macht den Spinnmilben das Leben so ungemütlich, dass sie zwar nicht direkt sterben, aber nie mehr zum Problem werden, sofern es halbwegs regelmäßig „regnet“. Unter Umständen ist dieser Vorgang zeitsparender als das normale gießen: Mit der Düse kann alles einmal „abgespült“ werden, in die Töpfe gelangt das Wasser dann sowieso. Obwohl Blattläuse, Wollläuse und Weiße Fliege einen einzelnen Schauer gut überstehen ist auch hier ein einfaches Wegspülen der wenig geliebten Gäste manchmal praktischer als ständig damit beschäftigt zu sein Spritzmittel anzurühren, von denen die Wirksamkeit, Pflanzenverträglichkeit und Gesundheitsgefährdung erst einmal in Erfahrung gebracht werden muss. Selbst Schildläuse, die gegen ein wenig Wasser ganz gut geschützt sind, scheinen sich unter solchen Umständen manchmal weniger schnell zu verbreiten als in trockener Umgebung. Möglicherweise auch deswegen, weil ein richtig temperierter Regenguss mit der anschließenden, über den Tag hinweg wieder abnehmenden Luftfeuchtigkeit, vielen Pflanzen so gut tut wie auch dem Menschen eine genussvolle morgendliche Dusche. (Bei temperaturempfindlichen Pflanzen kann das Wasser mithilfe eines Beckens im Gewächshaus zunächst auf Raumtemperatur gebracht werden).
Fazit
Der Tipp „Wettergott“ zu spielen ist ein wertvolles, aber auch nicht immer anwendbares Allheilmittel. Die Larven der Trauermücke beispielsweise entwickeln sich eher bei zu viel Nässe im Topf, wogegen ein Abtrocknen des Topfes in Verbindung mit einer Sandschicht auf der Erdoberfläche erste Schritte sein können. Und natürlich haben die verschiedenen Pflanzenarten unterschiedliche Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit.
Unerlässlich ist also eine genaue Beobachtung der Verhältnisse. Die Aufmerksamkeit, die man den Pflanzen entgegen bringt und das Wissen um deren Ansprüche, die sich aus dem natürlichen Standort rückschließen lassen, sind letztlich der Schlüssel zum Erfolg.
Typische Schädlinge im Gewächshaus

Weiße Fliege

Wollläuse und Schildläuse

Spinnmilbe
Copyright Texte und Bilder: Kuno Krieger GmbH, Herdecke